Infantile Cerebralparese (ICP)

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Infantile Cerebralparese (ICP)

Das Krankheitsbild der infantilen Cerebralparese ist sehr vielfältig und reicht von leichten, kaum wahrnehmbaren motorischen Auffälligkeiten/Einschränkungen bis hin zu schwersten körperlichen und geistigen Behinderungen. Hierbei geht es um angeborene und erworbene Krankheitsbilder.

Sinn und Zweck orthopädietechnischer Hilfsmittel ist es, körperliche Auffälligkeiten/Einschränkungen auszugleichen bzw. zu lindern, so dass im Optimalfall ein nahezu physiologsicher/normaler Bewegungsablauf möglich ist. Das Hilfsmittel soll außerdem dazu beitragen, Verschlechterungen zu verhindern und den Alltag besser zu bewältigen. Die Anforderung an das Hilfsmittel muss jedoch sehr individuell und differenziert gestellt werden, je nach Ausprägung der motorischen und auch geistigen Einschränkung.

Herr Fuchs hat eine jahrelange Expertise in der Versorgung von Kindern mit ICP. Dieses beinhaltet nicht nur die differenzierte Hilfsmittelversorgung, sondern auch die Kenntnis über die vielfältigen Krankheitsbilder. Hier ist es zudem auch wichtig im Team (Arzt, Physiotherapeut, Eltern, Orthopädietechniker) zu agieren, um das passende Hilfsmittel für das Kind anzubieten.

Die Hilfsmittelversorgung beschränkt sich nicht nur auf die Beratung und Anfertigung. Wir bieten auch bei der Kommunikation mit den Krankenkassen wie z.B. Problemen bei der Kostenübernahme unsere Unterstützung an.

Spitzfuß bei ICP

Der spastische Spitzfuß ist eine der häufigsten Auffälligkeiten bei Patienten mit Cerebralparese. Er entsteht meist dadurch, dass der Tonus, also die Spannung der Wadenmuskulatur, erhöht ist bei gleichzeitiger Schwäche der Fußheber als Gegenspieler der Wadenmuskulatur. Mit der Zeit kommt es aufgrund der dauerhaften Spitzfußhaltung zu einer zunehmenden Verkürzung der Wadenmuskulatur und einer Zunahme der Überdehnung der Fußheber.

adV PowerSpring Orthese
(Foto mit freundlicher Genehmigung der Firma adViva)

Orthopädietechnische Versorgung:

Bei der Auswahl des Hilfsmittels ist es entscheidend, inwieweit keine oder bereits eine Verkürzung der Wadenmuskulatur besteht. Ist der Wadenmuskel noch nicht verkürzt, d.h. der funktionelle Spitzfuß kann bei der Bewegungsprüfung ausgeglichen werden, reicht meist eine sehr leichte und elastische Carbonfederorthese ohne Gelenke, die bis zum Knie reicht. Wir verwenden dafür die adV PowerSpring Spiralorthese unseres Kooperationspartners adViva mit einem Erfahrungsschatz von tausenden Versorgungen.

Ab einem bestimmten Ausmaß der Verkürzung und Stärke der Spastik ist eine Unterschenkelorthese mit Gelenken erforderlich, die der Spitzfußstellung mehr Widerstand entgegensetzen kann. Diese ist in den meisten Fällen nur für eine Zeit von 2-3 Monaten erforderlich, bis die Dehnung der Wade gelungen ist. Danach kann die Gelenkorthese weiter nachts verwendet werden, während tagsüber auf die leichtere und flexiblere adViva PowerSpring übergegangen werden kann.

Unterschenkelorthese mit Gelenken in 3D Technik
Unterschenkelorthese mit Gelenken mit Ringfassung und Gasdruckfeder in Faserverbundwerkstoff

Bei allen Orthesen für das Knöchelgelenk ist es wichtig, auch das untere Sprunggelenk zu stabilisieren. Dieses weist in den meisten Fällen auch eine Instabilität auf, die oft erst auf den zweiten Blick erkannt wird. Um das untere Sprunggelenk zu schützen und nicht noch weiter zu destabilisieren, verwenden wir keine einfachen hinteren Lagerungsschalen ohne zirkuläre Fußfassung.

Knickfuß oder Klumpfuß bei ICP

In den meisten Fällen findet man bei der Cerebralparese Instabilitäten und Fehlstellung am unteren Sprunggelenk. Abhängig vom Schweregrad bieten wir ein abgestuftes Konzept der Hilfsmittelversorgung an.

Orthopädietechnische Versorgung

Dies beginnt mit der klassischen oder sensomotorischen Einlage, reicht über die TR-Ringorthese, die DAFO (nach Nancy Hylton) bis hin zur Steigbügelorthese bei besonders ausgeprägten Fehlstellungen. Je höher die erforderlichen Korrekturkräfte sind, umso fester muss die Orthese sein. Gleichzeitig nimmt aber auch die Dynamik der Orthese dann ab. Deshalb legen wir großen Wert darauf, hier den besten Kompromiss zu finden.

Verkürzung der Kniebeuger, Kniestreckschwäche bei ICP

Wie die Wade neigt auch die hintere kniebeugende Muskulatur am Oberschenkel zu einer erhöhten Spannung (Tonus) bei gleichzeitig schwacher Muskulatur der Kniestrecker als Gegenspieler. Dieses kann zu einem Kauergang und einer zunehmenden Verkürzung der Kniebeuger (hauptsächlich die ischiocrurale Muskulatur) führen.

Unterschenkelorthese mit abnehmbarem Oberteil und Gasdruckfeder zur Unterstützung der Kniestrecker

Orthopädietechnische Versorgung

Eine Unterschenkelorthese reicht in diesen Fällen oft nicht mehr aus. Eine Oberschenkelorthese mit Kniegelenken, die mit einem Federmechanismus die schwachen Kniestrecker unterstützt und die unter Spannung stehenden Kniebeuger dehnt ist dann sinnvoll bzw. meist unumgänglich.

Überdachungsdefizit und Fehlstellungen am Hüftgelenk bei ICP

Auch das Hüftgelenk ist bei vielen Patienten mit einer infantilen Cerebralparese von Fehlhaltungen und -entwicklungen betroffen. Es werden häufig Überdachungsdefizite des Hüftgelenkkopfes (Hüftdysplasie) beobachtet, die unbehandelt zu einer Hüftluxation führen können. Eine Lagerung in Abspreizung der Beine für nachts bietet die beste bekannte Prophylaxe und Behandlung bei solchen Hüftproblemen.

Orthopädietechnische Versorgung

Da starre Lagerungsschalen erfahrungsgemäß schlecht toleriert werden und die Kinder darin kaum schlafen können, bieten wir dynamische Lösungen an. In unserer Orthese werden Knie- und Hüftgelenke in Korrekturstellung beweglich geführt. Das bedeutet, dass sich die Kinder z. B. auch selbst bewegen und auch drehen können.

Bei ausgeprägter ICP mit z.B. fortgeschrittenen Kontrakturen empfehlen wir eher Lagerungsschalen aus Schaumstoff, die an jede Schlafposition angepasst werden können.

Beide Systeme werden im Gegensatz zu starren Schalen aus Kunststoff sehr gut toleriert.

Dynamische Hüftabduktionsorthese

Skoliose (Wirbelsäulenfehlstellungen) bei der ICP

Je ausgeprägter das Lähmungsbild (heißt je höher der GMFCS-Score) ist, umso eher ist mit Fehlstellungen der Wirbelsäule zu rechnen. Diese kann in allen Ebenen stattfinden, zeigt sich meist jedoch in einer Skoliose. Wirbelsäulendeformitäten entwickeln sich größtenteils am wachsenden Skelett und kommen mit dem Wachstumsende meist zum Stillstand oder verlangsamen sich dann deutlich. Deshalb muss besonders bei früh auftretenden Fehlstellungen konsequent und frühzeitig gegengesteuert werden. Ab ca. 20° Cobb-Winkel (oftmals auch schon bei weniger Krümmung) ist in der Regel ein Korsett indiziert. Je jünger die Kinder sind und einen muskulären hypotonen (schwachen) Muskeltonus haben ggf. auch schon bei geringer Krümmung.

Orthopädietechnische Versorgung

Wir verwenden drei unterschiedliche Kunststoffe, teilweise in Kombination mit unterschiedlich festen Schaumstoffen, um die ideale Kombination von Stabilität und Flexibilität zu erreichen. Noch wichtiger als das Material ist jedoch die Form des Korsettmodells. Dabei muss das Becken exakt gefasst werden, um eine gute Basis für die Aufrichtung zu haben, während der Bauch viel Platz für die Atmung braucht. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte gelingt uns regelmäßig eine gute Akzeptanz der Korsette.

Arm- und Handfehlstellungen bei der ICP

Auch bei leichteren Ausprägungen des Krankheitsbildes ist die obere Extremität meist mit betroffen. Dieses kann z.B. ein in die Handfläche eingeschlagener Daumen oder eine Einschränkung der Hand-Supination (Umwendbewegung) sein. So wie an der unteren Extremität kommt es regelmäßig zu einer Dysbalance (Ungleichgewicht) der Muskulatur durch die Einwirkung der Spastik. Dieses kann zu muskulären Verkürzungen und Bewegungseinschränkungen führen, die orthopädietechnisch häufig gut zu beeinflussen sind.

Orthopädietechnische Versorgung

Daumenorthesen aus Silikon helfen gut bei eingeschlagenem Daumen und stören kaum. Alle anderen Materialien wie verschiedene Thermoplaste oder Textilien haben sich als weit weniger gut geeignet oder weniger langlebig gezeigt.

Unterarmorthesen aus Silikon helfen durch ihre stabile Elastizität besonders gut bei Instabilitäten oder Dystonie.

Spiralorthesen aus Kunststoff sind durch die kleinen auf der Haut anliegenden Flächen angenehm zu tragen und korrigieren bei Abweichungen der Hand in Beugung oder nach außen (ulnar).

Bei ausgeprägten Fehlstellungen kommen Orthesen aus Faserverbundwerkstoff („Carbonorthesen“) zum Einsatz, die mit Gelenken und ggf. Federmechanismus ausgestattet werden können. Damit sind größere Korrekturkräfte und eine bessere Kontrolle möglich. In dieser Bauweise können auch Oberarmorthesen angefertigt werden. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Kräfte großflächig übertragen werden um Druckstellen zu vermeiden. Wir arbeiten deshalb mit zirkulären und formstabilen Elementen und setzen Klettverschlüsse nur an den Stellen ein, wo keine größere Kraft einwirkt.

Wenn Sie sich ausführlicher über dieses Krankheitsbild informieren möchten, kontaktieren Sie uns gerne!