Korsettversorgung bei idiopathischer Skoliose

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Korsettversorgung bei idiopathischer Skoliose

Wie funktioniert das Korsett:

Bei der orthopädietechnischen Behandlung der idiopathischen Skoliose kommen im deutschsprachigen Raum meist teilaktive Korsette zum Einsatz. Diese basieren weitgehend auf dem in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts von Dr. Jaques Cheneau beschriebenen Prinzipien, die von ihm und anderen Experten wie Dr. Hans-Rudolf Weiss aus Bad Sobernheim und Dr. Manuel Rigo aus Barcelona weiterentwickelt wurden.

Der entscheidende Unterschied zu den bis dahin bekannten Korsetten war der Einsatz der Atmung zur Korrektur der Skoliose, statt nur mit passivem Druck auf die Wirbelsäule einzuwirken. Dabei wurde bald erkannt, dass nicht nur der Cobb-Winkel am Röntgenbild zur Beurteilung der Skoliose und der Wirkung des Korsetts entscheidend ist. Vielmehr müssen alle dreidimensionalen Veränderungen der Wirbelkörper im Raum bewertet und beurteilt werden. Insbesondere die seitliche Ansicht der Wirbelsäule in Kyphose (Rundrücken) und Lordose (Hohlkreuz) spielen eine wesentliche Rolle bei der Behandlung der Skoliose. Genauso muss die Rotation der Wirbelkörper berücksichtigt werden. Wenn dieses übersehen wird, kann es leicht passieren, dass die Korrektur des Cobb Winkels gut erscheint, dieses aber auf Kosten der Korrektur der anderen Fehlstellungen erfolgt und damit dauerhaft kein gutes Ergebnis erreicht werden kann.

Wann ist ein Korsett indiziert:

Korsette kommen in der Regel zum Einsatz, wenn eine Krümmung von etwa 20° Cobb-Winkel überschritten wird und das Wachstum der Wirbelsäule noch nicht abgeschlossen ist, also noch die Gefahr der Verschlechterung/Zunahme der Skoliose besteht. Bei Kindern, die bereits kurz vor dem Abschluss des Wachstums stehen, ist man daher in der Regel etwas zurückhaltender und toleriert ggf. auch höhere Winkelgrade, bevor ein Korsett indiziert wird. Bei mehr als 50° Cobb-Winkel werden nur noch in Ausnahmefällen Korsette eingesetzt. Die Indikation für eine Korsettversorgung und die Erstellung eines Therapieplans ist die Aufgabe eines erfahrenen Kinderorthopäden. In den meisten Fällen wird eine Begleitung durch die Physiotherapie empfohlen.

Korsettanfertigung:

Ist eine Korsettversorgung indiziert, treffen wir uns zu einem ersten Gespräch in unserer Werkstatt, bei dem alle Fragen rund um das Korsett beantwortet werden. Dann nehmen wir Maße und machen einen Scan vom Rumpf. Das dauert etwa 45 Minuten. Wir kümmern uns dann um die Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Sobald wir die Kostenzusage haben, modellieren wir das Korsett am Computer mit einem speziellen Programm und fertigen das Korsett an.

Scan und Bearbeitung am Bildschirm

Etwa 2 Wochen nach dem Scan und der Maßnahme findet die Anprobe des Korsetts bei uns statt. Dafür brauchen wir ca. 2 Stunden. Dabei wird alles genau angepasst und getestet. Das Korsett wird mit nachhause genommen und wir vereinbaren einen Kontrolltermin in etwa einer Woche, bei dem wir nochmals Nachpassungen vornehmen können.

6-8 Wochen später findet meist die Vorstellung der Versorgung beim Arzt statt, wo oft auch ein Röntgenbild im Korsett angefertigt wird um zu sehen, ob das Korsett auch radiologisch perfekt sitzt und wie gut es korrigiert. Mit diesem Röntgenbild wird nochmals eine Kontrolle bei uns durchgeführt. Danach sehen wir uns alle drei Monate oder natürlich, wenn es Probleme gibt jederzeit zwischendurch.

Wenn Sie sich ausführlicher über dieses Krankheitsbild informieren möchten, kontaktieren Sie uns gerne!